Am häufigsten liegt die Ursache einer Hörstörung in der Hörschnecke, die sog. Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Hörstörungen steigt nach Angaben des deutschen Schwerhörigen-Bundes im Laufe des Lebens an und beträgt ca. 25% bei 50 – 59jährigen, ca. 37% bei 60 – 69 jährigen und ca.
54% bei Menschen, die älter als 70 Jahre sind. Die innenohrbedingte Hörminderung kann akut i. S. eines Hörsturzes einsetzen oder chronisch progredient sein, wobei auch die Progredienz langsam oder schnell verlaufend sein kann. Zur Diagnose der Innenohrschwerhörigkeit werden Tonschwellenaudiometrie und Sprachaudiometrie eingesetzt, spezifischer Innenohr-Test Batterie beinhaltet aber auch die sog. „otoakustischen Emissionen (OAEs)“, die die Funktion der sensorischen Haarzellen überprüft. In Zusammenhang mit der Hirnstammaudiometrie (brainstem evoked response audiometry (BERA)) kann die Position der vorliegenden Störung, insbesondere ob das Problem in der Hörschnecke liegt (cochleäre Störung) oder im Verlauf des Hörnerven oder der zentralen Hörbahn liegt (retrocochleäre Hörstörung) differenziert werden. Die Bildgebung der Felsenbein-Strukturen und Strukturen im Verlauf der Hörbahn mittels Computertomographie und Kernspinntomographie spielt ebenfalls bei der Diagnostik der Hörstörungen und deren Klassifikation eine besondere Rolle.
Die moderne Versorgung der innenohrbedingten Hörstörungen ist abhängig vom Grad der Hörstörung und noch vorhandenem Resthörvermögen des Patienten sowie die Progredienz der Erkrankung. Während bei akutem Hörsturz eine intravenöse Cortison-Therapie oder die lokale Applikation der cortisonhaltigen Flüssigkeit in dem Mittelohr durch eine kleinen Schnitt im Trommelfell Patienten erfolgt, werden chronisch progrediente Hörstörungen bei Patienten mit mittelgradiger Schwerhörigkeit (etwa 40-60 dB mittlere Hörverlust im Audiogramm) vorrangig Hörgeräte eingesetzt. Leider profitieren nicht alle Patienten, die an einer hochgradigen Schwerhörigkeit (61-80 dB mittlerer Hörverlust) leiden von den sog. High- Power Hörgeräten. Bei diesen Patienten ist es entscheidend, dass ein Hörgeräteversuch erfolgt und nach einigen Tagen Trageversuch das Sprachverständnis als Maß der erfolgreichen auditorischen Rehabilitation gemessen wird. Wenn trotz optimierter Hörgeräteversorgung die Patienten in der Sprachaudiometrie nicht genügend Verständnis der Wörter und Sätze erreichen, wird die Versorgung mit Cochlea Implantaten (CI) empfohlen.
Cochlea Implantate bestehen in deren derzeitigen Ausführung meist aus zwei Anteilen: Der externe Anteil, der hinter dem Ohr oder an dem Kopf ähnlich eines HdO-Hörgerätes getragen wird, beinhaltet die Mikrophone des Gerätes; den Sprachprozessor-Computer, der die akustischen Signale zu elektrischen Reizen für die Stimulation des Hörnerven überträgt; die Akkus und die Antenne, die die berechneten elektrischen Impulse auf das implantierte Teil des Gerätes überträgt. Der implantierte Anteil hat demnach ebenfalls eine Empfangsantenne, die unter der Haut zum Liegen kommt. Die optimale Position der beiden Antennen erreicht man mit jeweils einem zentral liegenden Magneten in der Mitte der jeweiligen Antenne des äußeren und inneren Teils. Die kodierte Information wird nun auf die Kontakte in der Elektrode des Cochlea Implantat Gerätes übertragen. Die Elektrode wird chirurgisch durch das runde Fenster in die Hörschnecke eingeführt und kommt mit seinen Kontakten in dem flüssigkeitsgefüllten Hohlraum der Hörschnecke in der Nähe der hier beheimateten Hörnerven zum Liegen.
Ursprünglich für die Versorgung von Patienten mit innenohrbedingten, „an die Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit“ und „Taubheit“ entwickelte Cochlea Implantate wurden in der vergangenen Dekade immer weiter für die Versorgung von Patienten mit noch vorhandenem Restgehör optimiert. Bei der sog. resthörerhaltenden Cochlea Implantat-Chirurgie wird versucht, das vorhandene Resthören teilweise zu erhalten und nach Anpassung des Cl- Gerätes zusätzlich durch Verstärkung des Resthörens mit einem Hörgerät das natürliche Hören zu nutzen und zu verstärken. Diese sogenannte elektroakustische Stimulation ermöglicht ein verbessertes Sprachverständnis bei dem mit CI versorgten Patienten.